Schon gestern hatten wir etwas zu
Feiern, es war Joshis erster Geburtstag. Pepi, die Mutter, fand dies allerdings nicht so
wichtig. Sie weiss zwar, dass hier in Mexiko der 1. Geburtstag gross gefeiert
wird aber sie hatten weder überflüssig Geld noch Zeit und fand, dass er eh noch
zu klein ist und sich später nicht erinnern wird können. Sie wird dann richtig
feiern, wenn er etwas älter sein. Die Freunde der Familie aus dem Dorf liessen
sich aber die Ferier nicht nehmen, und so kamen sie sammt Kuchen und Pinata ins
Campamento. Wenn Pepi kein Fest machen will, dann bringen wir das Fest halt zu
ihr, werden sie gedacht haben. Es war dann doch ganz amüsant, vor allem für
mich auch zu sehen wie ein erster Kindergeburtstag gefeiert wird. Wichtigstes
Element, neben dem Geburtstagskind natürlich, ist die Pinata, eine Puppe aus
Papmachee gefüllt mit Süssigkeiten . Diese Puppe, die es in x-beliebigen
Variationen und Motiven zu kaufen gibt, in unserem Fall war es ein Tieger, wird
an einer Schnur aufgehängt. Dann kann
ein Kind nach dem anderen mit einem Stock auf das Ding hauen, während ein
Erwachsener an der Schnur ziehend die Puppe hoch und runter fliegen lässt. Ein
Liedchen wird dazu gesungen. ”Dale, dale, dale no pierdas el camino porque si
lo pierdas, pierdes el destino. Dale, dale, dale no le dio, porque si no la
tinas sigo yo..” und ist das Lied vorbei kommt das nächste Kind dran. Bis das
Ding so zusammengehauen ist, dass das Pappmachee an einer Stelle reisst und ein
Wasserfall aus Süssigkeiten zu Boden fällt und sich die ganze Menge von klein
bis gross darauf stürzt. So werden auch Erwachsene wieder zu Kindern und schon
geht der Zank los, darüber wer das Täfeli zuerst in der Hand hatte oder wer
mehr ergattern konnte. Ich konnte mir das Lachen nicht mehr verkneifen, so
amüsant war diese Szene mitanzusehen. Als sich alle wieder beruhigt hatten, gab
es zur Stärkung Kuchen und Refresco. Refresco beinhaltet alle Süssgetränke mit
Kohlensäure in jeden erdenklichen Farben und Geschmaksrichtungen, allen voran
Coca Cola. Mit ein Grund wieso Übergewicht in Mexiko so eine grosses Problem
ist. Zu jeder möglichen Feier oder jedem spezillen Anlass werden Refrescos
getunken und das ausschliesslich oder Bier aber für Wasser oder einen
natürlichen Fruchtsaft kann man lange suchen.
Bei der Geburtstagstorte kommt ein weiteres
Mexikanisches Detail zum Zuge. Das Geburtstagskind muss den ersten Bissen vom
Kuchen nehmen direkt mit dem Mund. Und während des Reinbeissens wird der Kopf des
zu Feiernden in den Kuchen gedrückt. Je älter das Geburtstagskind desto
heftiger. Und so enden viele mit dem Gesicht voller Torte zum Amüsmant der
Gäste. Joshi kam so auch seinen Happen Kuchen ab, er wird sich daran gewöhnen,
es war der erste von vielen folgenden.
Heute
allerdings ging es um einen ganz anderen Geburtstag, nählich um den Geburtstag
Mexikos. Am 15. September ist Unabhängigkeitstag und der wird natürlich kräftig
gefeiert. Wir wurden zur Feier in El Raudal eingeladen, Lucio und die Jungs waren
bei der Organisation dabei und mit Vergnügen nahmen wir die Einladung an. Als
wir im Dorf ankamen, war die Feier bereits in vollem Gange. Um den Hauptplatz
waren Tische und Stühle aufgestellt, besetzt mit Jung und Alt. Am Rande Stand
neben einem Essenstisch ebenfalls eine Jukebox wo Musik laut rausdröhnte. Uns
wurde ein Tisch angeboten und Essen gebracht. Ein Teller einer traditionellen
Speise für jeden und Totopos, Chips mit scharfer Sauce für alle. Dazu wurde
Bier serviert und Tequilla durfte an so einem Tag natürlich auch nicht fehlen. Dann
wurde getanzt und zwischendurch immer wieder kleine Spielchen gemacht. Bei
einem davon mussten sich drei Teilnehmer Balons an beide Füsse binden um dann
den Mitstreitern ihre Balons möglichst schnell zu zertreten, bis nur noch einer
übrig war. Zuerst gab es eine Männerrunde und als die Frauen dran waren,
meldete sich Steffi als Freiwillig und bekam als la Suiza kräftig unterstützung
vom ganzen Dorf. Danach wurde weiter getanzt und natürlich auch weiter
getrunken und die Stimmung wurde immer heiterer. Steffi und ich wurden zum
Tanzen aufgeboten und nach den anfänglichen Ablehnungen konnten wir irgendwann
nicht mehr Nein sagen. So liessen wir uns von den Jungs die einfachsten
Schritte zeigen um immerhin ein bisschen mithalten zu können. Traditionelle
Pärchentänze wie Salsa, Cumbia usw. stehen hier hoch im Kurs und je besser ein
Mann tanzen kann desto grösser sein ansehen. Als das Bier ausgetrunken und die
Lieder ausgetanzt waren, ging es zurück nach Hause. Ein schönes Fest war es.