
Nun bin ich bereits zwei Wochen hier in Santa Marta, habe mich eingelebt und wieder etwas Alltagsrutine gefunden. Montag-, Dienstag- und Mittwochnachmittag bin ich immer bei den Kindern, was sehr anstrengend sein kann aber eben gleichzeitig auch herrlich ist. Eine bunt gemischte Rasselbande mit Kindern im Alter von ca. 4 bis 13 Jahren. Wir arbeiten mit drei Klassen die "Kleinen", die "Mittleren" und die "Grossen", wobei bei einigen Kindern der Wissensstand gerade im Bezug auf Lesen und Schreiben nicht dem altersgemässen Nieveau entspricht und so die Klassen eher nach Können und nicht nach Alter aufgeteilt sind. Leider merkt man vielen Kindern ihre Herkunft an, sie haben Mühe sich länger zu konzentrieren und die Umgangsformen untereinander und mit den Materialien sind oft nicht gerade zimperlich. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier. Die Schwierigkeit besteht darin denen etwas zu bieten, die aktiv dabei sind und gleichzeitig die im Auge zu behalten, die weniger diszipliniert sind. Leider sind die "Störenfriede" gerade die, welche es besonders nötig hätten etwas zu lernen, denn meisten kaspern sie nur rum, um von ihren Schwächen abzulenken. Glücklicherweise sind wir inzwischen regelmässig um die sechs Freiwiligen, was das Arbeiten wesentlich erleichtert. Es gab auch Tage, an denen wir nur zu Zweit oder Dritt hingefahren sind, was dann ein wesentlich grösseres Chaos bedeutete.

Die Arbeit in diesem Barrio (Quartier) hat mich ziemlich zum nachdenken gebracht, denn die Umstände in denen die Menschen hier leben sind sehr ernüchternd, ironischerweise heisst das Barrio "Oasis" gleicht aber so gar nicht dem, was man sich unter einer Oase vorstellt. Vor allem bei den Kindern sind viele Defizite bemerkbar und wenn man an ihre Zukunft denkt, wird es für viele von ihnen wohl nicht sehr rosig werden. Dann schweifen meine Gedanken weiter, Oasis ist bloss ein Barrio von Santa Marta, es gibt viele Weitere mit ähnlich schlechten Bedingungen, und dann Kolumbien weit, und weltweit gesehen. So kam dann unweigerlich die Frage, was mache ich hier überhaupt, dass hat ja doch alles keinen Sinn, schliesslich ist doch die ganze Gesellschaft, das ganze System krank! Meine Zweifel sind immer noch nicht ganz ausgeräumt aber ich kam irgendwann zum Schluss, dass man es immerhin versuchen muss. Steter Tropfen höhlt den Stein, und wenn meine Bemühungen dazu führen, dass ein einziges Kind eine bessere Chance hat im Leben zuschlage zu kommen, dann ist es das allemal Wert.



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