"We are only truly secure when we can look out our kitchen window and see our food growing and our friends working nearby."
(Bill Mollison)
"(Reisen) wie einer, der ein Land
nicht als Solarium begreift,
sondern als Territorium,
dessen Einwohner ihm etwas beibringen,
über sich, über ihn, über den Stand der Dinge."
(Andreas Altman, Reisen durch einen einsamen Kontinent)

viernes, 20 de diciembre de 2013

Otavalo


Nach dem wir letztes Wochenende das grosse 5 Jahres Jubiläum gefeiert hatten, ist nun der Alltag eingekehrt. Ich fühle mich wieder so wohl, wie letztes Mal, als ich hier war.
Viel hat sich verändert und vieles ist gleich geblieben. Freudig erstaunt spaziere ich durch die Gärten und betrachte die Büsche und Bäume, die sichtlich gewachsen sind. Ja es ist allgemein grüner geworden hier, seit meinem letzten Aufenthalt, und das zu sehen freut mich speziell. Da hier jeder Regentropfen ein Segen ist, wird klar, dass jede Pflanze die wächst ein Geschenk ist. Jede Zunahme an Grün im Garten zeugt somit von der unglaublichen Arbeit, die Helen und Nicky, zusammen mit den rund 2000 Freiwilligen in den letzten 5 Jahre, geleistet haben.
Seit gestern bin ich nun in Otavalo. Ich und Julian haben zwei Tage frei und nutzten die Gelegenheit um einen Ausflug zu machen. Otavalo ist bekannt für seinen unglaublich grossen Samstags-Souvenir-Markt. 

wikitravel.org schreibt dazu:
 
Handwerksmarkt in der Plaza de Ponchos: Der Handwerksmarkt von Otavalo gilt als der gröβte seiner Art in ganz Südamerika. Zwar findet der Markt jeden Tag im Stadtzentrum statt, allerdings ist er samstags weitaus gröβer, umtriebiger und bunter als an den anderen Tagen. Hunderte von Verkäufern aus Otavalo und dem Umland verkaufen dort von etwa 7:00 - 17:00 Uhr Kunst und Krempel aus der Region, aber auch aus ganz Ecuador und den Nachbarländern Peru und Kolumbien. Otavalo ist v.a. für seine Webwaren aus Wolle bekannt, aber man findet ebensogut Silberschmuck, Holzschnitzereien, Gemälde, Panama-Hüte (welche ursprünglich eigentlich aus Ecuador kommen), Musikinstrumente und allen möglichen Schnickschnack aus Wolle, Holz, Stein und Plastik, umgeben von Garküchen, Gemüseverkäufern und einer Vielzahl von fliegenden Händlern und Marktschreiern. Nicht Jedermanns Sache, schon gar nicht für Leute mit Agoraphobie, allerdings ein Schauspiel allemal, und das Paradies auf Erden für Souvenirjäger.

Julian und ich sind extra am Freitag angereist um die Stadt vor dem grossen Spektakel am Samstag schon einmal auszukundschaften. Wir schlenderten über den "kleinen" Markt und konnten uns kaum vorstellen, dass das was wir sahen, nur die kleine Ausgabe war. Der Plan war nun, uns die Waren anzuschauen, damit wir einen Überblick kriegten, doch Kaufen wollten wir erst morgen. Überwältigt vom Angebot war es uns allerdings unmöglich diesen Plan einzuhalten. Ich kaufte eine Alpacabettdecke und Ju eine Wolljacke.
Später trafen wir per Zufall Fabio, Simone und Julietta, die ebenfalls in der Comuna de Rhiannon lebten und auch gerade in Otavalo waren. So gingen wir gemeinsam Abendessen und genossen anschliessen ein paar Biere in einer gemütlichen Bar in der Nähe des Plazas de los Ponchos. All zu spät wollten wir aber nicht zurück ins Hostel, denn wir wollten ausgeruht sein für den grossen Markttag morgen. 
Wir schliefen wie Könige, wegen der schlechten Matratzen auf der Farm, glaubten wir, noch nie in einem soooo bequemen Bett geschlafen zu haben. Die heisse Hosteldusche genossen wir ebenfalls ausgiebig. Ich duschte so lange, dass ich danach ein schlechtes Gewissen hatte. Zwar ist es hier nicht so trocken wie in Malchingui trotzdem versuche ich meinen Wasserverbrauch zu begrenzen. Die Dusche hier war aber ein solches Hochgefühl, dass ich mich dabei total vergas. So waren es die 8 Dollar (eher teuer für hiesige verhältnisse), die wir bezahlten, schon nur wegen Bett und Dusche wert.
Gestärkt machten wir uns dann auf Souvenirjagt. Ju hat super mitgehalten auf der extrem-shopping-Tour. Auf sein Verlangen machten wir zu Mittag stop in einem Restaurant. Wir setzten uns im ersten Stock und hatten einen tollen Blick über den ganzen Markt. Mit vollen Taschen verliesen wir Otavalo am späten Nachmittag. Wir waren zwar total erschöpft aber die Ausbeute hatte sich gelohnt.












jueves, 12 de diciembre de 2013

Eindrücke


Überall spriesst der Mais aus dem Boden. Wie junge Kämpfer stehen sie in Reih und Glied. Die frische, grüne Farbe als Kontrast zum graubraunen Sandboden. Wie Speerspitzen durchbohren sie den Boden, junge Energie, die die Dunkelheit verlässt. Manche Pflänzchen noch ganz klein, nur die ersten paar Blättchen sind sichtbar, andere bereits gewachsen, stehen schon fester da.
Daneben pickende Hühner auf den noch leeren Feldern. Sie nutzen ihre Chance nach Würmern und Käfern zu suchen, mit den Füssen scharrend, mit dem Schnable pickend. Scharr, pick, scharr, pick. Bis auch dieses Feld von den kleinen Maiskriegern eingenommen wird.
Es ist Nachmittag in Malchingui. Verschlafene Ruhe bei Quatro Esquinas (vier Ecken), der Kreuzung, an der sich das Leben für uns Rhiannon Freiwilligen abspielt. Läden, Internet, Panaderias (Bäckerei) und der Taxistand mit den Camionettas, die uns zur Farm bringen. Und das Telefon, das immer dann läutet, wenn jemand den Taxidienst in Anspruch nimmt.
Ein älterer Mann mit Poncho und Hut sitzt an der Strasse. Immer wieder Kinder, die laut diskutierend vorbeigehen. Die Señora, die an der Ecke, mit ihrem kleinen fahrbaren Gestell Chochos, Tostaditas, Chiffles und Popcorn verkauft. Ich kaufe eine Schale, diese Maiskörner und Bananenchips sind der beste Snack, den Ecuador zu bieten hat. Die Señora fragt mich woher ich komme, und wann ich sie denn dahin mitnehmen würde? Freundlichkeit überall, aber nie aufdringlich. Lachend sage ich, dass jetzt Winter sei in der Schwiz, und da niemand sein will.
Die Menschen sprechen sich gegenseitig mit Vecino an, Nachbar. Vecino una llamada por favor, ein Anruf bitte. Telefoniert wird in cabinas, meistens in den Internetläden vorhanden, Telefons, durch Türen und Holzwände voneinander abgetrennt.
Ältere Menschen gehen vorbei, gekrümmt von den Mühsalen des Lebens, halb so gross wie ich, ein zahnloses Lächeln im Gesicht. Manche Eindrücke legen sich ganz leicht über einen, wie die Sonne, die hinter den Bergen verschwindet. Oder die vorbeiziehenden Wolken, die an ihnen hängenbleiben.
Andere Eindrücke drücken sich förmlich ein, so wie der Sauerstoffmangel hier oben auf meine Lunge drückt. Reisen ist nicht immer Spass sondern manchmal harte Arbeit. Das Englische Wort travel und das Französische Wort travailler haben die selben Wurzeln. Reisen und Arbeiten also. Doch durch das Schneckentempo mit dem ich die ersten Tage hier unterwegs war, genisse ich nun jeden Hüpfer, den ich ohne Atemnot tätigen kann;-)

martes, 10 de diciembre de 2013

Ankommen

Physisch bin ich nun seit knapp einer Woche in Ecuador. Was den Rest anbelangt, bin ich mir nicht so sicher, wo der noch Steckt.
Die Reise ist gut verlaufen und auch die Ankunft in Quito velief ohne Probleme. Vom Flughafen nahm ich einen Bus in die Stadt und dann weiter mit dem Taxi in ein Hostel, das ich an Hand des Reiseführers ausgewählt hatte. Alles fühlte sich so natürlich an, ich sprach mit den Menschen, wie ich das beim letzten Mal auch tat und sofort viel es mir wieder auf: Die Menschen hier sind unglaublich freundlich.
Um herauszufinden wie ich am besten vom Flugahfen in die Stadt komme, fragte ich den Herr der wartend auf der Bank sass und erhielt eine ausführliche, hilfreiche Antwort. Und so geht es jedes Mal, sei es im Hostel, im Internetladen, auf der Strasse, im Bus. Ich wende mich mit irgendeiner Frage an wildfremde Menschen und erhalte eine freundliche Antwort. Das beherrschen der lokalen Sprache ist bei diesem Unterfangen unablässlich. Erstens verstehen viele Menschen hier in Ecuador kein Englisch (In abgelegenen Gegenden verstehen sie oft nicht einmal Spanisch!) und zweitens ist man gleich viel sympatischer.
Nach einer erholsamen NAcht, ich viel bereitsum 7 Uhr abends in einen komatösen Schlaf, machte ich mich auf, zu meinem ersten Frühstück. Die erste Entäuschung erfuhr ich, als ich Rührei mit Tortialls bestellen wollte und merkte, dass hier Tortillas keine Maisfladen sind, wie in Mexiko, sondern mit Kartoffeln gemacht werden. Ich erhielt dann das Rührei mit einem Sandwitch, ohne Fleisch, was für zusätzliche Verwirrung sorgte. Es schmeckte aber gut und ich fühlte mich noch ein Stück "heimeliger".
Danach packte ich meine Sachen und machte mich zur Bushaltestelle auf, um an den Busbahnhof zu fahren.Die Schwierigkeit war, den richtigen Bus zu erwischen, was mir dann tatsächlich misslang. Erst als ich schon im Bus war, bemerkte ich durch erneutes Fragen meinen fehler. Die Menschen halfen mir aber gleich weiter, erklähren mir, das ich jetzt bloss zur Endstation fahren muss und von dort aus den nächsten Bus nehmen kann. No hay problema, alles kein Problem. Die Leichtigkeit der Menschen dieses Landes erfrischt mich immer wieder. Egal was passiert, man nimmt es an wie es kommt. No hay problema, für alles gibt es eine Lösung. Dieser Positivismus fehlt mir in der Schweiz und ich merke es immer erst, wenn ich nicht mehr da bin. Die Fähigkeit sich um nichts zu Sorgen ist beneidenswert. Während wir Schweizer in der Regel immer an alles Mögliche denken, was schief gehen könnte, geht man hier davon aus, das alles klappt und wenn nicht, wird man schon eine Lösung finden.
Nach knapp einer Stunde (!) Busfahrt erreichte ich den Busbahnhof und bereits 20 Minuten später fuhr mein Bus nach Malchingui los. In der Zwischenzeit half ich noch einem fanzösischen Päärchen (das kein Spanisch sprach) den richtigen Bus zu finden und kaufte mir einen Snack an der tienda (Laden). Gekochte und geröstete Maiskörner an einer Art Tomatensauce, jammi, und wieder ein Stück heimeliger.
Nach ca. zwei Stunden Fahrt trafen wir in Malchingui ein. Ich kannte mich zum Glück noch aus und als letzte Etappe fuhr ich mit der camionetta (eine Art Taxi) auf die Finca, wo ich herzlich empfangen wurde.
Die letzten Tage verbrachte ich nun mit Anklimatisieren. Der Jetlag, die Klimaveränderung, die neuen Bakterien, die vielen Leute (wir sind um die 20ig momentan) und der Höhenunterschied machte mir nicht wenig zu schaffen. Zwei Tage lag ich flach und jetzt fühle ich mich wie eine 80 jährige Oma, die im Zeitlupentempo ihren Alltag bestreitet. Der Wechsel von den 400 Meter über Meer in Biel auf 2850 M. ü. M. in Malchingui in nur einem Tag, war etwas viel für meinen Körper. Und ich muss ihm recht geben, es ist schon eine heftige Umstellung. Immerhin ist jetzt die Übelkeit vorbei und die Kopfschmerzen meisten auch. Das Zeitlupengefül wird ebenfalls immer besser, es ist noch eine Frage von Tagen und in Anbetracht dessen finde ich: No hay problema, alles wird gut.

Der erste Morgen in Quito


Comuna de Rhiannon, die Finca in Malchingui

Mein Schlafplatz für die nächsten zwei Monate, mit meiner "Mitbewohnerin" Ester aus Estland.

martes, 3 de diciembre de 2013

Tag 1 - eine neue Reise beginnt

Abflug
Wir rollen über das Rollfeld, immer weiter und weiter, es scheint als würden wir nach Panama fahren und nicht fliegen. Da kommt die Durchsage des Pilotes: "Few minutes to take off".
Man hört die Turbienen immer lauter brummen, das Flugzeug beschleunigt sich und mein Körper wird in den Sitz gedrückt. Und schon hebt die Maschine vom Boden ab. Weit unten scheinen sich Schlangen von Autos wie Riesenwürmer durch die Dunkelheit fressen.
Und während der Ohrdruck immer mehr steigt, wird das Lichtermeer immer kleiner. Wir verlassen den alten Kontinent und langsam realisiere auch ich, das ich abgereist bin.

Ein weiteres Mal muss ich Andreas Altmann Recht geben wenn er in seinem Buch schreibt:
Jede Art des Reisens ist ein Weg der Welterkenntnis.
Nur wach muss man sein. Weltwach. Nur platzen vor Neugierde."
Und weiter sagt er, "Lieber Streuner werden als Bürolaiche."

Und so bin auch ich süchtig, bin ein Junkie sozusagen, und meine Droge heisst Reisen. Wiederum in Altmanns Worten "Existiert doch kaum etwas anderes im Universum, das mehr Kicks verschafft, als Abhauen und Abheben. Als Reisender wird man jeden Tag reicher: Weltreicher, geistreicher, geheimnisreicher."
Genau so erklährt sich auch die Tatsache, dass ich kaum 20 Stunden unterwegs, bereits Erlebtes zu berichten habe, welches für Tage reichen würde.

Zum Beispiel die "gackernden Hühner", meine lateinamerikanischen Sitznachbarinnen, vom Frankfuhrt - Santa Domingo Flug, die so herrlich lebendig waren. Oder das Einatmen der ersten südamerikanischen Luft seit meiner Rückkehr, die selbst im Flugzeugaus-einsteigeplasticktunnel richtig nach Heimat roch. Oder Pole und Basile im Zug zum Flughafen Zürich beobachten. Wie sie mit ihren 3jährigen Kinderaugen durch jeden  Zug oder Bagger, der am Fenster vorbeizieht, vor Aufregung fast zerplatzen. Und mit so kleinen Highlights könnte ich Seite um Seite füllen, mit so kleinen Highlights werde ich hier meine Tage verbringen..



über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein..

Am Flughafen in Panama-City, alles scheint irgendwie improvisiert, alles scheinbar irgendwie hingestellt. Mein Rucksack kam trotzdem zeitgleich mit mir in Quito an und das nach zweimal Umsteigen und einer Zwischenlandung. Das scheinbare Chaos klappt doch!