Die Regierung
wurde erwartet, respektive Dona Libradas Chef, da sie vom Umweltministerium des
Staates Veracruz angestellt ist.
Am Tag zuvor hatten wir das Zentrum auf
Hochglanz gebracht, gewischt, geputzt, aufgeräumt, um heute den hohen Besuch
empfangen zu können. In Mexiko ist es allerdings Brauch, wie uns erklärt wurde,
dass sich Chefs nicht mit einer bestimmten Zeit ankündigen, sondern ledeglich
sagen, wir kommen dann. So haben wir die morgentliche Arbeit schnell hinter uns
gebracht und dann gewartet und gewartet. Die arme Dona Librada fühlte sich wie
zu Schulzeiten vor einer grossen Prüfung, immerhin hängt ihre Stelle von dem Eindruck
und der Laune des Ministers ab. Und wir warteten und warteten… es wurde
Nachmittag, Steffi und ich hatten es uns in der Zwischenzeit in den Hängematten
am Strand gemütlich gemacht und von der Regierung noch immer keine Spur.
Schliesslich wurde es Abend und langsam klar, dass sie nicht mehr auftauchen
würden. So eine Schweinerei, empörten Steffi und ich uns, man kann doch Leute
nicht den ganzen Tag warten lassen, um dann doch nicht zu erscheinen, und dann
noch nicht einmal absagen. Hier leider an der Tagesordnung, kein Wunder, dass die
Mexikaner in der Regel sehr wenig von der Regierung halten. Que cabrones! Haben
sie nur gemeint, was für Idioten und dazu den Kopf geschüttelt.
Der Tag nahm dann doch noch ein erfreuliches
Ende. Die verletzte Meeresschildkröte, die wir am Samstag gefunden hatten,
konnte heute freigelassen werden. So wurden Presse, Schulkinder und das halbe
Dorf eingeladen um dem grossen Ereignis beizuwohnen. Babymeeresschildkröten
freizulassen sind sich die Menschen hier mittlerweile gewöhnt aber so ein
Muttertier mit eigenen Augen sehen zu können, ist schon etwas ganz spezielles.
Nach einer kurzen Diapräsentation, wo vor allem den Kindern die Problematik um
die Schildkröten erklärt wurden, gings an den Strand. In den letzten Tagen
hatten sich auch eine Unmenge an Babyschildkröten im Zentrum angesammelt und so
wurden zuerst diese freigelassen, bevor dann die Mutter rausgebracht wurde. Sechs Leute trugen mit Mattratze und Netz das Tier an den Strand, unter dem
Staunen der Zuschauer. Kurz vor dem Meer wurde sie abgesetzt und dann ging
alles ganz schnell, eins, zwei und schon war das anmutige Tier im Meer
verschwunden.
Neben den Meeresschildkröten hatten auch Steffi
und ich einige Bewunderung abgekriegt. Zwei junge Frauen aus der Schweiz die
nach Mexiko kommen um als Freiwillige in einem Schildkrötenprojekt zu arbeiten,
löste einiges Interesse aus. So haben wir verschiedenste Fragen zur Schweiz
beantwortet und einige Einladungen erhalten um die verschiedenen Orte, von
denen uns die Menschen besuchten, besuchen zu gehen. Was sich dann
schlussendlich alles wirklich realisiert, wird sich zeigen, aber schon die
Geste alleine, wildfremde Menschen zu sich einzuladen um ihnen den Ort zu
zeigen ist total süss. Oft habe ich mir gewünscht, dass wir Nordeuropäer auch ein bisschen
mehr von dieser Offenheit und Herzlichkeit hätten.
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